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FANTASMA 2022

FANTASMA 2022 (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: FANTASMA 2022

Richard Allrich

Sundari Arlt

Daniel Bengesser

Anna Bittersohl

Jeongmoon Choi

Daniel Depoutot (F)

Uwe Ditz

Werner Fohrer

Olga Golos

Eckart Hahn

Jeremias Heppeler
Sabine Hertig (CH)
Enrik Hüpeden
Manfred Kage
Susanne Kircher-Liner (A)
Pieter Lerooij (B)
Johanna Mangold
Margaret Marquardt (CH)
Robert Matthes
Renata Mauriello (CH)
Daria Petrilli (I)
Rainer Plum
Stefan Rohrer
Marina Sailer
Florian Schlumpf (CH)
Alex Tennigkeit
Gan-Erdene Tsend
Nick Veasey
Steve Viezens
Patricia Waller

 

Möglich gemacht wurde die Ausstellung durch Unterstützung des Landes Baden-Württemberg, des Ostalbkreises, der Gemeinde Abtsgmünd, der Kreissparkasse Ostalb, der EnBW-ODR, Itschi&Richi Design, PASS- Veranstaltungstechnik und Büro Schwab.

 

NFTs von der Hochschule Aalen:

Auf dem weltweiten Kunstmarkt mitmischen

https://opensea.io/assets/matic/0x2953399124f0cbb46d2cbacd8a89cf0599974963/79346912900181826677693986538857464006150856165258601146455873695907445735425

 

Der Kunstmarkt weltweit boomt. Besonders hohe Umsätze werden aktuell nicht mit analoger, sondern mit digitaler Kunst gemacht: So genannte NFTs, digitale, fälschungssichere Kunstwerke, konnten alleine im vergangenen Jahr 1500 % mehr Käufer verbuchen. Das allgemeine Handelsvolumen betrug dabei 16 Milliarden US-Dollar pro Quartal. Grund genug für drei Studenten des Bereichs Wirtschaftsingenieurswesen an der Hochschule Aalen, diese NFTs, ihre Erstellung, Verbreitung, Sicherheit und Nachhaltigkeit unter die Lupe zu nehmen. Basis dafür bot die Ausstellung FANTASMA des Kunstvereins KISS.

 

Ein Kunstwerk zu erstehen oder zu besitzen wird immer einfacher. Dabei kauft man heute nicht nur digital, sondern man erwirbt Werke, die ausschließlich digital existieren. Wobei, auch hier dem Kunstsammler vor allem eines wichtig ist: Die Arbeiten müssen ihm jederzeit zugänglich sein, fälschungssicher und garantiert einmalig.

NFTs nennt man diese Werke, mit deren Herstellung, Vermarktung und vor allem Zukunftsfähigkeit sich Lukas Stark, Marc Ahrens und Benjamin Kurz vom Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Aalen im Rahmen des Moduls Qualitätsmanagement und nachhaltige Entwicklung beschäftigt haben.


Um NFTs zu erforschen, muss man zuallererst selbst welche herstellen und auf den Markt bringen. In Zusammenarbeit mit dem Kunstverein KISS und Kuratorin Heidi Hahn entstand die Idee, nicht nur zwei beliebige NFT-Kunstwerke zu kreieren, bzw. eine digitale Version eines bestehenden analogen Kunstwerks zu erstellen, sondern einen Ausstellungsraum, dessen Arrangement der Kunst nach der Ausstellung unwiederbringlich verloren ist, digital zu konservieren und gleichzeitig zu einer ganz neuen Form der Kunst werden zu lassen.

Deshalb wurden zwei Räume digitalisiert. Was entstanden ist, geht weit über digitale Ausstellungs-Rundgänge hinaus, weil man nicht nur die Werke betrachten, sondern mit dem Raum selbst spielen kann, als wäre er aus „digitaler Knetmasse“: Er kann  gedreht, gedehnt, komprimiert werden. Und natürlich geöffnet, um einzutreten. Dann kann man sich die Ausstellung im Raum, die Arbeiten von Susanne Kircher-Liner, Sundari Arlt und Pieter  Lerooij nochmals genau betrachten, so, wie Kuratorin Heidi Hahn sie für die Ausstellung FANTASMA als Gesamtkunstwerk zusammengestellt hat.

 

Diese digitalen 3-D-Modelle der Räume haben Lukas Stark, Marc Ahrens und Benjamin Kurz nun auf die Plattform OpenSea gestellt, wo sie erworben werden können. Außerdem werden die 3-D-Modelle aktuell im Schloss Untergröningen in der Ausstellung FANTASMA gezeigt. Dort erfährt man auch, wie das funktioniert mit den nicht fälschbaren NFTs und wie man
eines erwerben kann, auch, wenn man selbst nicht über Kryptowährung verfügt. Stark, Ahrens und Kurz haben darüber hinaus auch den Ablauf des Verkaufens und Kaufens dokumentiert und eine „Gebrauchsanweisung“ für Käufer wie Verkäufer und alle, die ähnliche Räume erstellen wollen, verfasst. Und sie haben natürlich auch die NFTs näher erforscht:
NFT steht für Non-Fungible Token, das heißt, unteilbare, unersetzbare und überprüfbare kryptografisch eindeutige Tokens, die einen bestimmten Gegenstand, sei er digital oder physisch, repräsentieren. Die NFTs befinden sich nicht auf einem Rechner,
sondern auf der sogenannten Blockchain. Das bedeutet: zugleich auf Millionen Rechnern, die an die Blockchain angeschlossen sind. Kauft man ein NFT, wird der neue Besitzer in dieser Blockchain gespeichert, also auf Millionen von Computern gleichzeitig. Um das NFT zu stehlen, müsste man Millionen von Computern gleichzeitig hacken.

Beim Kauf eines NFTs erhält man einen einzigartigen Identitätscode.  Somit ist der Eigentumsnachweis gewährleistet und alle Informationen über den Verkauf öffentlich überprüfbar.     

Somit ermöglichen NFTs den offenen Handel von digitaler, fälschungssicherer Kunst und eine Chance für den Aufbau eines echten Kunstmarktes. Wer die NFTs in Augenschein nehmen will, kann dies unter
https://opensea.io/KISS_Untergroeningen


Oder natürlich die NFTs als Video im Schloss Untergröningen während der KISS-Ausstellung FANTASMA Sa 14 – 18 Uhr und So 11 – 18 Uhr noch bis 31. Juli besichtigen. Dort gibt es ebenfalls Infos, wie genau man die NFTs erstehen kann.


Die Geister ins Schloss gerufen

Kunst kann - Kunst kann alles. Denn Kunst hat die Freiheit der Darstellung, die Möglichkeiten der Symbolik. Deswegen existieren Fantasmen in der Kunst seit Anbeginn der Darstellung überhaupt. Nichts eignet sich besser als die Abbildung, um Imaginationen aus der Phantasie zu vergegenständlichen und ihnen dadurch ihre Allgegenwart in unseren Gedanken, unseren Träumen zu rauben – Grund genug für den Kunstverein KISS und Kuratorin Heidi Hahn und 30 internationale wie nationale KünstlerInnen, sich diesem Thema zu widmen. Und unter anderem die Geister ins Schloss zu rufen. Deshalb wird es phantastisch im Schloss Untergröningen.
Gänsehaut-Feeling inbegriffen.

 

Fantasmen in der Kunst, der Versuch, das Surreale, Geister und Geisterhaftes darzustellen,  sind so alt wie die Kunst selbst. Abgeleitet wird der Begriff vom altgriechische PHANTASMA, das Erscheinung, Bild, Vorstellung, Visionen, Wunder, Traumbilder oder Geister beschrieb. In der spanischen, italienischen und portugiesischen Sprache steht FANTASMA unter anderem für Erscheinung, Scheinbild, Trugbild, Einbildung, Illusion, Geist, Gespenst, Schreckgespenst, Spuk, Phantom, Trauma, Trugbilder und verbindet so das Diesseits mit dem Jenseits.

 

Innerhalb der phantastischen Kunst gibt es Fantasmen, die vermeintlich unsere Realität abbilden, sie dabei aber chiffrieren. Und Fantasmen, die uns in eine jenseitige, eine phantastische Welt führen, eine undefinierbare und deshalb in keiner Hinsicht begrenzte Zwischenwelt jenseits der Realität, in der alles möglich scheint.
Angesichts der grenzenlosen Illusionen und Träume sind die kreativen Möglichkeiten so unendlich wie die Auslöser: Ob positive oder negative Emotionen, Sehnsucht, Aufarbeitung, Selbstfindung, Egozentrik, Verarbeitung. Alles, was die innere Welt des/r Künstlers/Künstlerin beschäftigt, ob in seinem/ihrem Geist, seinem/ihrem Unterbewusstsein oder seiner/ihrer Seele, kann von innen nach außen gekehrt werden: Von der Phantasie in die Realität, die ihrerseits heute den Kunstschaffenden eine immense Bandbreite an Möglichkeiten bietet.

 

Und so finden sich diese Eindrücke und Ausdrücke auch in der Ausstellung FANTASMA wieder: Ob Sundari Arlts Chimären-Skulpturen oder Daniel Depoutots musizierende, (Toten-)tanzende Skelette und andere seiner „Schatten-Objekte“. Der Belgier Pieter Lerooij arbeitet mit Tier-Metaphern in seinen Gemälden, ähnlich Eckart Hahn. Es wird spannend, ja, gruselig im alten Schloss Untergröningen. Ab und an gewährt es ein kurzes Durchatmen bei Feen und Elfen, wie bei Renata Mauriellos „Dornröschen“: in einem Quasi-Märchenland, in dem sich Patricia Wallers Figuren oder Daria Petrillis berühmte, großformatigen Foto-Collagen finden.  Und immer geht es um die Auswüchse unserer Illusion, unserer Phantasie, bis hin zu Anna Bittersohls Arbeiten, die den Betrachtenden nach und nach ihren Standpunkt im Hier und Jetzt entziehen.  Letztendlich also um eine mentale, in uns eingeschlossene Vorstellung einer Wahrnehmung - ob real, phantastisch wie Alex Tennigkeit oder überdimensional wie bei Sabine Hertig.


Bei aller Verschiedenheit der gezeigten Werke in Material, Form und Stil ist bei allen Arbeiten der Bezug zum Absurden und damit Humorvollen allgegenwärtig.


Und FANTASMA bedeutet aber auch, dass das Phantastische zum Zuge kommt, pur, in voller Wucht und Direktheit wie bei Manfred P. Kages  „Optischem Konzert“ oder den X-Ray-Fotografien von Nick Veasey, die den Dingen im wahrsten Wortsinn „auf den Grund“ gehen. Das Phantastische bedingt das Narrative und umgekehrt, damit wird die Ausstellung FANTASMA zu einer unendlichen Geschichte, die in rund 200 Arbeiten von 30 KünstlerInnen immer neue Assoziationen, Bilder und Phantasmen schafft.

Denn die Geister im Schloss sollen nicht müffeln nach alten Kirchenbildern, sie tauchen auf in allen erdenklichen Realitätsstufen: Ob gegenständlich, digital, zwei- oder dreidimensional wie bei Daniel Bengessers Giga-Hologramm, Rainer Plums Laser-Installation oder Manfred P. Kages optischem Konzert, sie sind zum Anfassen oder Durchfassen oder lassen den unendlichen Abgrund erahnen, wie Margaret Marquardts Installation „Boundless Space“. Diese, wie Jeongmoon Chois Rauminstallation „Drawing in Space“ und einige beeindruckende Einzelarbeiten werden in diesem Jahr noch einmal gezeigt. Auf Wunsch vieler, weil in jenem für die Kultur so denkwürdigen Jahr 2021 wechselnde Auflagen  viele Kunstinteressinteressierte verunsicherten oder Besuche in der KISS-Ausstellung gänzlich unmöglich machten.


Und da sind Werke, die führen vermeintlich direkt zurück in die Welt der Kindheit, wie Steve Viezens Arbeiten. Oder packen einen mit Angst und Schrecken wie Olga Golos` Installation „Night“. Und sie stellen Fragen, wie Susanne Kircher-Liner oder Marina Sailer: Nach der Welt in unserer Phantasie, aber auch nach jener, die jenseits des Lebens sein mag. Ist diese eine Form reiner Energie? Eine Entladung selbiger?

 

Dabei muss die Kunst nicht unbedingt dem Genre des Phantastischen angehören, um Fantasmen zu bewirken. Oftmals reicht die Anordnung und Kombination von Arbeiten, um genau diese Wirkung zu erzeugen. Dabei bietet sich Schloss Untergröningen als Bühne für das Thema geradezu an. Oder, wie Kuratorin Heidi Hahn es formuliert: „Wo, wenn nicht hier?“

Es werden Emotionen geweckt, Fragen gestellt, Antworten, aufgezeigt beim Gang durch die Ausstellung FANTASMA. Dabei enthüllt sich die endgültige Antwort nicht durch die gezeigten Werke, sondern darin, wie die Arbeiten aufgenommen, interpretiert und assoziiert werden. Wie sie sich also wiederum auf die Betrachtenden auswirken. Die Antworten liegen damit also in jedem von uns bereit, in unserem Allerinnersten und müssen nur ans Licht geholt werden. Die Ausstellung FANTASMA hilft dabei. Und in jedem Fall wird es spannend.

 

Ein großes Begleitprogramm von Lesung, Führung über Märchen und Konzerte bis hin zum „Optischen Konzert“ ergänzt die Ausstellung. Programm unter www.kiss-untergroeningen.de.

 

Fotoserien

FANTASMA 2022

So, 31. Juli 2022